Die Schattenseiten

Wenn man wie ich schon seit ein paar Jahren immer wieder in Schottland unterwegs ist, dann fallen einem im Laufe der Zeit auch die Veränderungen auf. Leider sind dies nicht immer nur positive Dinge. Ich war zum ersten Mal 1993 in Schottland, was einem im Rückblick immer wieder sofort einfällt: Es gab die Skyebridge noch nicht, das heißt die Insel war nur mit Fähren zu erreichen. Das war zwar lästig, hat aber die Besucher animiert etwas Zeit auf der Insel zu verbringen. Durch den Bau der Brücke ist die Isle of Skye zu einem großen Teil zu einem Tagesausflug geworden. Natürlich gibt es die Liebhaber der Insel, die auch ihren gesamten Urlaub auf Skye verbringen, aber sehr viele Touristen brettern an einem Tag rund um die Insel. Das hilft der Community dort nicht, da kein Geld ausgegeben wird und anstrengend ist es dann auch in dem stark gestiegenen Verkehrsaufkommen klar zu kommen. Der Besucheranteil für Skye und auch andere Bereiche Schottlands ist gestiegen aber die Infrastruktur ist nicht mitgewachsen.

Sehenswürdigkeiten

Hier fallen vor allem zwei Veränderungen im Laufe der Jahre auf. Zum einen sind es die Mengen an Besuchern. Meine Hauptreisezeit ist ja der Mai. Während das früher noch ein eher verschlafener Zeitraum war, ist heute die Zahl der Touriten schon sehr groß geworden. Und alle wollen das Gleiche sehen: Eilean Donan Castle, Glenfinnan Monument, Quiraings, Old Man of Storr, Ben Nevis, Fairy Pools, Fairy Glenn usw. Das führt zwangsläufig dazu, dass man die Schönheit gar nicht mehr sehen kann, da sie von den Menschenmengen verdeckt wird. Was macht man natürlich wenn so viele Menschen an einem Ort zusammenkommen? Klar, der erste Gedanke sind Imbissstände und Visitor Center, aber das meine ich gar nicht. Es sind die kostenpflichtigen Parkplätze. Diese gab es selbst 2010 noch so gut wie gar nicht, heute sind sie überall.

North Coast 500

Vor allem Besucher mit Wohnmobil, also auch ich, kommen an der NC 500 praktisch nicht vorbei. Rund 500 Meilen mehr oder weniger komplett Küstenstrecke hat natürlich jede Menge Touristen angelockt, das war ja auch die Absicht. Nur manchmal fragt man sich ob dies auch im Sinne der Anwohner war? In Schcottland ist ja nach wie das Übernachten (nicht das Campen) an jedem latz wo es nicht explizit verboten ist, gestattet. Das klingt erst einmal nach einem sehr günstigen Urlaub, aber in meinen Augen täuscht das Bild. Durch zahlreiche Apps, die auch den letzten verstekcten Winkel eines Reiselandes in das Rampenlicht zerren und jeder schöne Platz zum Übernachten durch die sozialen Medien bekannt gemacht wird, tummeln sich an diesen Stellen gerne mehr Menschen als der Ort eigentlich aufnehmen kann. Es kommt schnell zum Wildwuchs. Abfall und Unrat werden nicht korrekt entsorgt, die Natur wird zur Toilette. Grauwasser und teilweise sogar Schwarzwasser wird einfach in die Landschaft gekippt usw. Was passiert? Viele Anwohner haben keine Lust mehr auf uns Camper und wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird das auch immer prominenter kund getan. Meine Einstellung ist daher: Ich übernachte auf dem Campingplatz und stehe nur frei wenn es ein ganz besonderer Ort ist (z.B.: Neist Point auf der Isle of Skye). Ich kaufe meine Lebensmittel vor Ort und achte darauf meinen Abfall richtig zu entsorgen. Ein schöner Spruch, der es ganz gut auf den Punkt bringt: "Take nothing but pictures and leave nothing but footprints", so bleibt die Seele Schottlands auch weiterhin so wie sie sein soll.

Wir sind Gäste

Als Gast sollte man sich in meinen Augen eher zurückhaltend verhalten. Man sollte daran denken, dass in Schottland jeder Fetzen Land irgend jemandem gehört und man sollte daher sehr rücksichtsvoll wenn man sich in der landschaft bewegt. Dort wo ein Übernachten nicht erwünscht ist, sollte man es auch nicht machen. Wenn man parkt muss man darauf achten, dass man keine Zufahrten versperrt, ja das gilt auch für Zufahrten zu Wiesen oder Wäldern. Auch wenn das Recht in Schottland es jedem erlaub ein Zelt irgendwo aufzubauen, so muss man das nicht auch an jedem Ort machen. Ich habe mich vor Ort mit Landwirten (Crofter) unterhalten, die schon Zelte in ihren Gärten hatte und rechtlich nichts dagegen tun konnten. Nicht alles was erlaubt ist muss moralisch auch richtig sein. Ich versuche immer sicher zu sein, dass mein verhalten im Einklang mit den Wünschen und Erwartungen der Einheimischen steht. Als Dank bekommt man nette Gespräche und spürt die raue Wärme der Schotten.