Erster Halt in England
Die Tunneldurchfahrt war wie üblich stressfrei und unkompliziert, auch wenn man immer wieder umdenken muss. In Callais geht es erst zur Pet Reception und dann zum Check-In, in Folkstone ist es umgekehrt... Durchfahrt geht fix, das Ausfahren aus dem Zug ist schnell und schon befindet man sich im Linksverkehr auf den doch spürbar schlechteren Straßen Englands. Wir machen uns auf den Weg Richtung Bearsted Campsite, sind noch nicht lange unterwegs und dann reißt mich ein Signalton aus meinen Gedanken und ein Blick auf das Armaturenbrett zeigt eine leuchtende Motorkontrolllampe und die textliche Aufforderung den Motor überprüfen zu lassen. Motor nimmt auch kein Gas mehr an und wir rollen auf dem, zum Glück vorhandenen, Seitenstreifen aus. Warnblinker an und einen kurzen prüfenden Blick unter die Motorhaube geworfen. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht kein echtes Problem ist und der Spuk mit einmal Motor aus, etwas warten und dann wieder anwerfen vorbei sein könnte. Das war aber leider nicht so. In dem Moment wo ich die Zündung einschaltete sah man, dass Diesel aus dem Motorraum auf die Fahrbahn lief... Das funThom war doch erst in der Wartung, wie konnte so etwas passieren? Zum Glück bin ich Premiummitglied beim ADAC und habe daher direkt dort angerufen. Daten wurden aufgenommen und versprochen, dass sich die englischen Kollegen bald melden würden. Bald ist ein sehr dehnbarer Begriff. Nach einer knappen Stunde rief tatsächlich jemand aus England an, der meine Daten erneut aufnahm. Warum der ADAC diese nicht weitergibt ist mir ein Rätsel. Was ich aber sofort erhalten hatte war eine SMS mit der Bitte den Service des ADAC zu bewerten. Hä? Was soll ich denn bewerten? Ich stand doch immer noch da wo ich ausgerollt war und es hatte sich rein gar nichts getan! Weitere Zeit ging ins Land und irgendwann erhielt ich wieder einen Anruf. Dieses Mal von einem Abschlepper, der sagte, dass sich ein Techniker das Fahrzeug nicht auf dem Motorway ansehen würde und das funThom erst einmal von der Autobahn geschleppt werden müsste. Der Abschlepper war noch sehr weit entfernt, kam aber dann irgendwann. Zu dem Zeitpunkt standen wir schon rund 4 Stunden auf der Autobahn. Glücklicherweise schlug Ollie, der Abschlepperfahrer, vor, das funThom zum Bearsted Campingplatz zu schleppen, so dass ich wenigstens vernünftig stehen könnte und auch Nana und Momo endlich mal in Ruhe ein paar Schritte gehen könnten.





Wir kamen etwas zu spät am Campingplatz an, 20 Uhr machen die dicht, aber ich hatte vorher schon mit den Betreibern telefoniert und gesagt, dass es knapp werden könnte. Sie habenmich dann direkt auf den "late arrivals"-Platz verwiesen. Tja und da standen wir dann. Ollie sagte, dass sich noch ein Techniker melden würde, da die 24/7 im Dienst wären, aber das stellte sich als nicht zutreffend heraus. Die Nacht verging ereignislos, ich grübelte wie sich der Urlaub nun wohl entwickeln würde oder gar schon als beendet angesehen werden durfte. Am nächsten Morgen rief ich wieder beim ADAC an und erkundigte mich, was denn nun los wäre, da sich niemand blicken ließ. Man versprach sich darum zu kümmern. Zwei Stunden vergingen und es tat sich gar nichts, also wieder beim ADAC angerufen. Nun hatte ich zum ersten Mal eine Dame am Telefon, die sich ernsthaft kümmerte und mich in der Warteschleife hielt, während sie direkt mit AA (dem englischen ADAC Pendant) sprach. Sie teilte mir mit, dass es nun wohl einen Unfall gab und der Pannendienst daher verhindert sein, aber in den nächsten 45 bis 60 min sollte jemand kommen. Niemand kam, aber ich erhielt einen Anruf von AA, in dem ich den gleichen Mist wieder erzählen musste und sich dann erst herausstellt, dass der Anrufer die ganzen Aktionen, die schon gelaufen waren nicht mitbekommen hatte. Weiterhin passierte nichts. Also was macht man? Genau, wieder ADAC anrufen. Da erfuhr ich dann, dass AA noch einmal die Maße vom funThom bräuchte, da sie den richtigen Abschlepper schicken müssten. Abschlepper???? Ich wollte einen Pannenhelfer, keinen Abschlepper. AA hatte sich allerdings schon darauf festgelegt, ohne das Fahrzeug je angesehen zu haben, dass man das nicht so einfach reparieren könnte und das Wohnmobil daher zu einer Werkstatt geschleppt werden müsste. Der Termin für die Reparatur wäre dann wohl am 2. Juni!!!!!!! Nach diesem Telefonat war ich dann restlos bedient und dachte: Jetzt schau ich mal selbst in den Motorraum, vielleicht sehe ich ja wenigstens etwas was ich den Pannen(nicht)helfern an die Hand geben könnte. Ich schaute also von wo vermeintlich der Diesel kommt wenn die Zündung an ist und griff in die Richtung hinter dem Dieselfilter. Prompt hatte ich einen losen Anschluss in der Hand. Ein Anschlussstück, das sicherlich auf den Diesefilter gesteckt werden musste, an dem Verbindungsstück war auch eine Sicherung und es kam der Verdacht auf, dass bei der Inspektion, bei der auch der Dieselfilter gewechselt worden sein dürfte, jemand schlicht nicht daran gedacht hatte den Anschluss wieder zu sichern und sich der Schlauch daher durch die Rüttelei gelöst haben könnte. Schlauf aufgesteckt, gesichert, drei Stoßgebete abgelassen und versucht den Motor zustarten. Das funThom sprang sofort an! Nur die Motorkontrollleuchte leuchtete weiterhin. Also rief ich nun den ADAC erneut an um zu betteln, dass nur ein Techniker kommen sollte und noch einmal einen Blick auf das Auto werfen würde und vielleicht den Fehler zurücksetzten könnte. Naja, dieses Mal hatte ich eine, sorry anders kann ich es nicht ausdrücken, geistig nicht auf der Höhe befindliche Dame am anderen Ende, die schon beim Aufnehmen des Postcodes, warum die immer noch nicht in ihren Unterlagen hatten wo das Fahrzeug war wird mir für immer ein Rätsel bleiben, scheiterte. Sie wollte einfach den Unterschied zwischen einem "S" und einem "X" nicht verstehen. Gut vielleicht nuschelte ich etwas oder die Verbindung war nicht gut, aber spätestens nach einem "MIT EINEM X WIE IN XAVER ODER XANTHEN", hätte es Klick machen müssen... Letztlich hatte sie mich aber soweit verstanden, dass ich einen Techniker und keinen Abschlepper wollte und doch bitte endlich mal jemand kommen sollte. Was soll ich sagen? Es kam niemand und so startete ich nach einiger Zeit das funThom erneut und konnte dann mit einem Jubelschrei feststellen, dass auch die Motorkontrollleuchte nun beschlossen hatte nach dem Starten zu erlöschen und mir zu signalisieren: "Es ist alles wieder gut!". Statt einfach wegzufahren wollte ich das noch ordentlich zum Abschluss bringen und ... rief erneut beim ADAC an. Ich sagte, dass ich jetzt niemanden mehr bräuchte und das Problem wohl behoben war. Natürlich kam AA während dieses Gesprächs und zwar mit ... einem Abschlepper! Ich sagte dem Kollegen, dass ich ihn nicht mehr bräuchte und konnte dann endlich kurz vor 13 Uhr meinen Weg Richtung Norden aufnehmen. Schließlich galt es ja noch über 700 km zu fahren. Es wurde auch klar, dass ich es nicht bis 20 Uhr zum geplanten Strathclyde Campingpark schaffen würde und versuchte dort anzurufen, um zu klären wie wir weiter verfahren könnten, erfolglos. Also ging es ins leicht Ungewisse in Richtung Norden.